Ich hatte gedacht gleich wieder entlassen und nach Hause geschickt zu werden … so schildert eine Gefangene ihre Erwartungen nach der Inhaftierung, damals im Jahr 1984 in Potsdam. Die hier spricht hatte nichts verbrochen, sondern lediglich einen Ausreiseantrag gestellt und ist Sibylle Schönemann, Regisseurin des preisgekrönten Films „Verriegelte Zeit“, den sie im Jahr nach dem Zusammenbruch der DDR über ihre Haftzeit gedreht hat.
Aus diesem Film wurden am 30. September 2014 in der Aula der Katholischen Marienschule einige Sequenzen gezeigt. Im Anschluss daran stellte sich Frau Schönemann den Fragen der Besucher, die am Abend in die Schule gekommen waren. Auch 25 Jahre nach dem Fall der Mauer sind viele Fragen unbeantwortet. Etwa danach, wie der andere deutsche Staat mit seinen Bürgern umgegangen ist, wie die Bürger sich angesichts von Überwachung und stetiger Repression gefühlt haben, wie die dann ehemaligen DDR-Bürger sich nach der Wiedervereinigung im neuen Gemeinwesen eingelebt haben, was sie empfinden angesichts der ungebrochenen Karrieren vieler ehemaliger Mitarbeiter von Staatssicherheit, Justiz und Parteiapparat. All diesen Fragen hat Frau Schönemann sich gestellt und nachdenklich Antworten gegeben. Moderiert wurde die Diskussion von Linda Teuteberg, die auch die Anregung zu der Veranstaltung gegeben hatte. Frau Teuteberg war eine Legislaturperiode lang FDP-Abgeordnete im Brandenburger Landtag, vor allem aber hat sie mitgearbeitet in der Enquete-Kommission zur "Aufarbeitung der Geschichte und Bewältigung von Folgen der SED-Diktatur und des Übergangs in einen demokratischen Rechtsstaat im Land Brandenburg".
Zum Abschluss des Abends überreichte Frau Teuteberg der Schule eine „Bücherkiste“, die eher ein Bücherschatz ist, enthält sie doch zahlreiche Bücher und Filme zum Thema DDR aus unterschiedlichen Perspektiven. Es finden sich historiographische Titel ebenso wie lyrische und erzählende Werke von Klaus Kordon, Reiner Kunze oder Ulrich Plenzdorf uva. Die Bücher werden der Bibliothek der Schule übergeben und können dort, nachdem sie bibliographisch erfasst sind, ausgeliehen werden.
Thomas Rathmann
