Ausflug des LK Geschichte 12

In unserem Geschichts-Leistungskurs behandeln wir derzeit das Thema der Deutschen Teilung. Passend dazu organisierte Fr. Dahlitz ein Gespräch mit einer Zeitzeugin und eine daran anschließende Führung durch die Gedenkstätte Lindenstraße. Gemeinsam als Kurs bereiteten wir das Zeitzeugengespräch rechtzeitig vor und überlegten uns Fragen. Angekommen in der Lindenstraße wurden wir freundlich begrüßt und in einen Raum mit großem Tisch, Wasser und Kaffee geführt. Wenig später traf die Zeitzeugin Karla Ottmann ein. Die Atmosphäre war locker und sie stellte sich vor. Wir begannen, reihum unsere gesammelten Fragen zu stellen.

Frau Ottmann, geboren und aufgewachsen in Ost-Berlin, erzählte uns von ihrem Leben in der DDR und berichtete von ihrer Familie, die nach der Dichtmachung der Grenze im Jahr 1952 getrennt wurde. Unsere Fragen zielten vor allem auf das Jahr des Mauerfalls ab; wir fragten beispielsweise nach ihren Hoffnungen und Ängsten. Auf die Frage, was sie sich am meisten von dem Mauerfall erhoffe, antwortete sie, dass sie sich die Wiedervereinigung der getrennten Familie wünsche. Frau Ottmann erzählte uns sehr viel über ihre persönliche Geschichte, auch berichtete sie über ihre Verhaftung im Jahre 1978 aufgrund von Beihilfe zur Flucht und feindlicher Verbindungsaufnahme. In besagtem Jahr verhalf sie ihrer Schwester auf eine Bitte hin bei der Flucht über die Grenze und wurde kurz darauf von der Staatssicherheit festgenommen. Besonders packend war ihre Schilderung der Festnahme und wie die Stasi mit ihr umging. Die Verhörmethoden und der generelle Umgang mit den Inhaftierten war menschenverachtend und darauf ausgelegt, den Gefangenen die Würde zu nehmen. Doch auch bei der Schilderung dieser emotional belastenden Erfahrung wahrte Frau Ottmann ihre Fassung und scheute nicht zurück, alles bis ins kleinste Detail auszuführen.

Wir verstanden uns sehr gut und stellten auch situativ Fragen, die im Vorhinein nicht festgelegt wurden. Das Gespräch endete mit der Frage, was sie den jüngeren Menschen mit auf den Weg geben kann und was ihrer Meinung nach das Wichtigste sei, was sie aus der ganzen Zeit in der DDR-Diktatur mitgenommen hat. Erstaunlicherweise beschränkte sich ihre Antwort auf wenige, aber sehr wichtige Punkte; sie meinte, dass wir uns nie die Freiheit des Denkens nehmen lassen sollen und eine Demokratie uns zwar selbstverständlich erscheinen mag, sie es aber auf gar keinen Fall ist. Wer in Demokratie leben möchte, muss für sie kämpfen. Sie verabschiedete uns und sprach ihre Bewunderung über unsere Fähigkeit zuzuhören und gezielte Fragen zu stellen aus.

Anschließend wurden wir in der Gedenkstätte herumgeführt und uns wurden die verschiedenen Zellen der Gefangenen gezeigt. Auch die Rundtour war aufschlussreich und schockierend zugleich. Auf engstem Raum und mit kaum bis gar keinem oder stark eingeschränkten Freigang im Außenhof mussten die Insassen dort Jahre in den winzigen Zellen ohne richtige Fenster verbringen.
Der Ausflug zur Gedenkstätte Lindenstraße war für uns alle eine interessante und lehrreiche Erfahrung, die nicht nur unser Wissen zur historischen Lage erweitert hat, sondern uns darüber hinaus noch zu einem größeren Verständnis für all die Menschen, die diese Zeit miterlebt haben, geführt hat.

Wir sind sehr dankbar für diese Erfahrung und hoffen darauf, dass auch zukünftige Jahrgänge die Möglichkeit haben werden, an bereichernden Aktivitäten wie dieser teilnehmen zu können.

Leif, Jahrgansstufe 12